Schnellnavigation
Weltersbach-2016-Anguilla anguilla
Weltersbach, M.C., Ferter, K., Sambraus, F., Strehlow, H.V. Hook shedding and post-release fate of deep hooked European eel. Biological Conservation 199, 16-24.
Einordnung / Kategorisierung
- Auswirkungen:
- Sterblichkeit, Verletzung
- Angelablauf:
- Anbiss, Abhaken
- Haupteinflussfaktor:
- Verletzung, Abiotisch (Umwelt)
- Spezifische Einflussfaktoren:
- Zurücksetzen, Schnur&Haken Kappung (Zurücksetzen)
Waidgerecht-Empfehlung
Beim Angeln auf Aal mit Naturködern (Wurm) sollte das sehr tiefe Haken bzw. Verschlucken des Hakens durch einen frühen Anhieb vermieden werden.
1. Zusammenfassung der Methode
In einem See in Norwegen wurde untersucht, wie sich das sehr tiefe Verschlucken / Haken eines Naturköders (Wurm) und das anschließende Kappen der Schnur nahe am Maul auf die Sterblichkeit, das Auftreten von Verletzungen und das Absondern von Haken beim Angeln auf Aale auswirkt. Dazu wurden 32 Aale mit Posen oder Grundbleimontage gefangen und tiefes Haken provoziert (Zeit vom Biss bis zum Anhieb: 1 bis 5 Minuten). Gefischt wurde mit zwei J-Hakengrößen (groß #2, klein #6) und jeweils mit und ohne Widerhaken. Bei gefangenen und sehr tief gehakten Aalen wurde die Schnur nahe am Maul abgetrennt und die Fische wurden anschließend in Tanks im Labor gebracht. Dort wurden die Fische 163 Tage lang gehältert und beobachtet. Die Fische wurden im Laufe des Experimentes mehrfach geröntgt, um den Abbauprozess bzw. das Abstoßen des Hakens zu dokumentieren. Die Größe der Fische lag zwischen 31 und 50 cm. Verstorbene Fische im Laufe des Experimentes und lebende Fische am Ende des Experimentes wurden einer Obduktion unterzogen und auf innere Verletzungen untersucht.
2. Ergebnisse
Von den 32 Aalen wurden 10 Aale auf große Haken mit Widerhaken und 5 Aale auf große Haken ohne Widerhaken gefangen. Hier lag die Sterblichkeitsrate im Untersuchungszeitraum bei 40 % (ohne Widerhaken) bis 50 % (mit Widerhaken). Keiner der Fische konnte den großen Haken abwerfen. 85 % der Sterblichkeit bei den großen Haken trat innerhalb der ersten 10 Tage auf. Weiterhin wurden 11 Aale auf kleine Haken mit Widerhaken und 6 Aale auf kleine Haken ohne Widerhaken gefangen. Die Sterblichkeit lag bei den kleinen Haken zwischen 27,3 (mit Widerhaken) 50 % (ohne Widerhaken). Die gemittelte Sterblichkeit betrug 40,6 %. Alle verstorbenen Aale zeigten schwere inneren Verletzungen, während die überlebenden Fische nur leicht bis nicht verletzt waren.
3. Studiengüte
Hoch für Verletzung
Mittel für Sterblichkeit
Begründung
Positiv: Realistisches Angelszenario, verschiedene Hakentypen, langer Beobachtungszeitraum von 163 Tagen nach dem Fang, mehrere Röntgenvorgänge zur Ermittlung des Abbaus / Ausscheidungsprozesses des verschluckten Hakens.
Negativ: kleiner Stichprobenumfang, keine Kontrollfische zur Kontrolle des Hälterungseffekts, des Handlings und Röntgeneffekte.
Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse
Mittel
Die Ergebnisse sind begrenzt verallgemeinerbar, da keine klare Abgrenzung der Sterblichkeit aufgrund des tiefen Hakens oder der Hälterungsbedingungen bzw. Handlings möglich sind (keine Kontrollfische). Das könnte die Sterblichkeit überschätzen.
4. Waidgerecht-Empfehlung
Aale, die tief gehakt sind und bei denen die Angelschnur abgeschnitten wird (ohne Hakenentfernung), zeigen in dieser Studie erhebliche Spätmortalität mit Raten bis zu 50 %. Ursache sind meist innere Verletzungen durch den Haken.
Um diese hohe Sterblichkeit zu vermeiden, wird empfohlen:
- schnell anzuschlagen, um Tiefhaken zu verhindern.
- das Angeln einzustellen oder anzupassen, wenn vermehrt untermaßige Aale beißen.
Belastbarkeit der Empfehlung
Hoch
Belastbar, da die Studie explizit die Effekte des sehr tiefen Hakens untersucht hat.
